Borlik, Michael - Finn und die Schattenfresser.pdf

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Finn
und die Schattenfresser
von
Michael Borlik
Eine Geschichte aus der magischen Welt
des 13. Engels
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© by Michael Borlik
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2
Inhalt
I.
Finn und die Schattenfresser …............................ 4
II.
Der 13. Engel ….................................................. 18
3
F inn fluchte. Er hatte Seitenstechen und seine Füßen
brannten, als liefe er über glühende Kohlen. Lange würde er
dieses Tempo nicht mehr durchhalten.
Eine Droschke tauchte vor ihm aus der Nacht auf.
Das Pferd wieherte verängstigt und Finn schreckte
zusammen. Im letzten Moment sprang er zur Seite und
rettete sich in eine Gasse. Dunkelheit und ein
feuchtmodriger Gestank umfingen ihn.
Keuchend blieb er stehen.
Nur eine Verschnaufpause, dachte er und sackte
gegen die kühle Hauswand. Sein Herz raste. Er hatte seine
Freunde verloren und Jenkins war sicher nicht weit weg.
Dieser verfluchte Kopfgeldjäger! Mit seinen gelben Augen
sah er nicht nur aus wie ein Wolf, vermutlich hatte er auch
einen genauso guten Geruchssinn. Wie war es sonst
möglich, dass kein Kind ihm entkam?
Finn stieß sich von der Wand ab und stolperte weiter
durch das dunkle Gässchen. Hinter ihm erklangen Schritte.
Oder war es bloß das Echo seiner eigenen?
Er lief schneller. Niemals würde er sich von Jenkins
zurück ins Waisenhaus bringen lassen. Es war der
grässlichste Ort auf der Welt. Mr und Mrs Bones
behandelten die Kinder wie Sklaven. Sie verliehen sie gegen
Bezahlung an Kaminkehrer, die die Kinder zwangen, in die
engen und finsteren Schlote zu kriechen. Wer sich weigerte,
wurde mit Schlägen bestraft und ohne Essen ins Bett
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geschickt.
Finn hatte das Ende des Sträßchens erreicht. Vor ihm
lag ein weiter, in das schummrige Licht der Gaslaternen
getauchter Platz. An Markttagen boten die Händler hier ihre
Waren aus dem Orient feil: kostbare Stoffe, edle Gewürze
und fremdländische Süßigkeiten, deren verlockende Düfte
sich über das ganze Viertel ausbreiteten.
Bei dem Gedanken an türkischen Honig knurrte Finns
Magen. Aber für solche Träumereien hatte er jetzt keine
Zeit. Er rannte wieder los und stolperte über einen
Pflasterstein. Schimpfend rappelte er sich auf. Sein Knie tat
höllisch weh, aber wenigstens hatte die Hose kein Loch.
Weiter!
Er hatte den Platz kaum zur Hälfte überquert, als eine
blasse, junge Frau in den Dunstkreis einer Straßenlaterne
taumelte. Sie war genauso ärmlich gekleidet wie er selbst.
Kurz starrte sie auf den Boden zu ihren Füßen, dann
schluchzte sie auf.
Bei ihrem Anblick blieb Finn wie gebannt stehen und
ein seltsamer Widerwille, ja, fast schon Abscheu erfasste
ihn. Er verstand selbst nicht, warum. Die Frau hatte ihm
nichts getan. Doch dann fiel ihm auf, dass sie keinen
Schatten warf, obwohl sie unter der Laterne stand. Wie war
das möglich? Bevor er sich noch weiter wundern konnte,
vernahm er bereits Jenkins’ Schritte hinter sich.
»Ich hab es geschafft!«, jubelte Finn, als die Sonne aufging.
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